Im
18.Jahrhundert erlebt Frankreich eine bisher nicht dagewesene
wirtschaftliche Blüte, bei gleichzeitig zunehmender Staatsverschuldung.
Ludwig XVI. beruft daher 1789 die Ständeversammlung (Adel, Klerus und
Dritter Stand) ein, welche seit 175 Jahren Absolutismus nicht mehr
getagt hat. Der Streit über die Abstimmungsmodalitäten führt schließlich
dazu, dass die Vertreter des Dritten Standes sich zur
Nationalversammlung erklären und die Verabschiedung einer Verfassung
geloben. Am 14.Juli 1789 stürmt die
aufgrund einer Missernte des Vorjahres hungernde Bevölkerung von Paris
das alte Staatsgefängnis, die Bastille, Sinnbild der Tyrannei. In der
Folgezeit verzichten Adel und Klerus auf ihre bisherigen Vorrechte,
insbesondere Steuerprivilegien und Anspruch auf Frondienste der Bauern.
Ludwig XVI. weigert sich einer konstitutionellen Monarchie nach
englischem Vorbild zuzustimmen. Im Oktober stürmt das Volk Schloss
Versailles und erzwingt den Umzug in das Residenzschloss Tuilerien in
Paris. 1791 erklären Österreich und Preußen
ihre Solidarität mit dem König und der Monarchie. Die
Revolutionsregierung erklärt Österreich den Krieg. Am 10. August 1792
stürmt eine bewaffnete Volksmenge die Tuilerien und verhaftet den König,
welcher am 21. Januar 1793 öffentlich enthauptet wird. Aufgrund eines nationalen
Kraftaktes („Levée en masse“) wird der Krieg mit den europäischen
Nachbarstaaten schließlich zugunsten von Frankreich entschieden,
welches sogar noch das linke Rheinufer von Preußen zuerkannt erhält. Einfluss
auf Deutschland
Die
Gedanken der Französischen Revolution werden im Badischen und Schwäbischen
gerne aufgenommen und führen in zahlreichen Städten zu
Oppositionsbewegungen (Esslingen, Reutlingen, Ulm). Verbreitung finden
die revolutionären Flugblätter und die Verfassung von 1791
insbesondere auch durch einen in Diensten von Thurn und Taxis stehenden
Postkutscher, von dem bekannt ist, dass er auf seinen Fahrten von Straßburg
nach Ulm regelmäßig Flugblätter verteilte. Zwischen 1796 und 1799
bereiten badische und schwäbische Revolutionäre eine ‘südwestdeutsche
Revolution’ vor, welche jedoch aufgrund der Machtergreifung durch
Napoleon 1799 nicht zur Ausführung gelangt. Neben zahlreichen
demokratischen Verfassungsschriften und Schriften zu den
Menschenrechten, taucht dann 1798 der erste Entwurf einer
republikanischen Verfassung für ganz Deutschland auf. Die
Verfassungsurkunde enthält 547 Artikel und proklamiert ein vereintes
und unabhängiges Deutschland. Die Konzeption spiegelt eine bürgerlich-demokratische
Gesellschaftsordnung und ein Verfassungsverständnis entsprechend der
amerikanischen Unabhängigkeitserklärung von 1776 wieder. Der
Verfassungsentwurf von 1798 setzt sich sehr gründlich mit der
Volkssouveränität und der Lehre von der Gewaltenteilung auseinander.
Die Gewaltenteilung entspricht in ihren Vorgaben der französischen
Direktoralverfassung mit Wahlmännern und Gesetzräten, was die starke
Beeinflussung durch die Französische Revolution belegt.
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Karl
Friedrich Reinhard -
Eine schwäbisch- französische Karriere Reinhard
wird 1761 in Schorndorf geboren, studiert am Tübinger Stift Theologie
und tritt 1787 nach einigen Jahren Vikariat in Württemberg eine
Hauslehrerstelle in Bordeaux an, wo er mit dem Gedankengut der Französischen
Revolution in Berührung kommt. 1792
wird er französischer Gesandschaftssekretär in London und ein Jahr
später Mitarbeiter im Außenministerium. Im Jahr
1795 entsendet die französische Republik Reinhard als ihren Vertreter
nach Hamburg, zwei Jahre später nach Florenz. Nach dem
Ende der französischen Herrschaft in der Toscana kommt Reinhard 1799
zurück nach Frankreich, wo er für kurze Zeit Außenminister wird. Nach der
Machtübernahme durch Napoleon wird Reinhard von 1800 bis 1801
Gesandter in Bern und von 1802 bis 1805 wieder in Hamburg. Nach
kurzem Aufenthalt in den türkischen Donauprovinzen Gesandter am Hofe
des Königs Jérôme von Westfalen bis 1813. Anschließend
unter König Ludwig XVIII Staatsrat in Paris und danach von 1815 bis
1829 als französischer Bevollmächtigter beim Deutschen Bundestag in
Frankfurt. Nach der
französischen Julirevolution von 1830 für zwei Jahre Gesandter beim
sächsischen Hof. 1832
verabschiedet sich der einundsiebzigjährige endgültig in den
Ruhestand, erst in diesem Jahr erhält er formell die französische
Staatsbürgerschaft.
Reinhard
stirbt im Jahr 1837.
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